Ich werde sehr nachdenklich dieser Tage.
Mein Leben hat sich komplett verändert. Anstatt ständiger Kursvorbereitungen: gähnende Leere in meinem Kalender… und eine lähmende Unsicherheit, was die Zukunft bringen wird.
Dennoch bin ich grundsätzlich positiv gestimmt.
Geht es Euch nicht auch so? Es geraten völlig andere Dinge ins Blickfeld: Kontakte zu Familie und Freunden rutschen von ganz unten („anrufen, wenn irgendwie noch Zeit“) an die oberste Stelle der Prioritätenliste… manchmal hab ich das Gefühl, ich telefoniere den halben Tag! Und mir wird klar, wie riesig mein Netzwerk ist… ich komme nicht nach, nicht mal in diesen arbeitsmäßig reduzierten Zeiten, mich um alle zu kümmern, die mir am Herzen liegen.
Liegt auch daran, dass ich – zu meiner großen Freude – sehr lieben Besuch habe. Mein Jüngster und seine Freundin sind quasi bei mir „eingezogen“. Was für ein anderes Leben… anstatt Frühstück vor dem Bildschirm: Frühstück in netter Runde mit gedecktem Tisch. Anstatt Abendessen mit Leftovers von vorgestern aus der Mikrowelle, weil einfach noch so viel zu erledigen ist: ausgiebiges Kochen. Planen der Mahlzeiten Tage im voraus… das Dinner ist das Highlight des Tages ,-))) So sollte Leben, ehrlich gesagt, immer aussehen…!
Aber auch: Wesentlich weniger Zeit zum Nachdenken. Weniger Allein-Zeit. Ehrlich: darüber bin ich im Moment sehr froh, denn am ersten Wochenende, als die Situation so richtig ernst und beklemmend wurde, war ich allein und hatte die Befürchtung, dass ich das jetzt über Wochen bleiben würde… Denkt bitte mal an die in Eurem Bekanntenkreis, die alleine leben und das jetzt auch möglicherweise weiter so tun. Gar net lustig, ich sag’s Euch… die sollten auf der Anruf-Liste auf jeden Fall ganz nach oben rutschen…
Wenn das alles so einfach wäre…
Dennoch, was mich sehr bestimmt, ist die Sorge um meine Lieben. Und auch alle anderen lieben Menschen auf der Welt. Ein erheblicher Teil meiner Familie arbeitet im Gesundheitssektor, teilweise direkt „an der Front“. Andere gehören zu Risikogruppen. Und ich lebe hier gerade unter einem Dach mit einem „Berufs-Pessimisten“ – mein jüngster Sohn hat schon seit Januar genau das vorausgesagt, was nun nach und nach eintritt… Er hält uns auf Trab mit den neuesten Nachrichten, und wir diskutieren ausgiebig und sehr detailliert… Möglicherweise wusste ich bereits im Februar mehr über Corona als viele Menschen zum jetzigen Zeitpunkt…
Und das macht auch klar, was wirklich wichtig ist: Wir MÜSSEN diese Kurve in den Griff bekommen. Und wir MÜSSEN unseren Fokus darauf legen, WAS WIRKLICH ZÄHLT.
Klar, auch mein Business hängt immens davon ab, ob Menschen nach dieser Krise überhaupt noch Geld haben für solche schönen Dinge im Leben… (ich sehe da inzwischen sehr schwarz).
Aber Geld ist halt nicht alles.
Und der Job ist auch nicht alles.
(auch wenn’s mir oft so vorkommt…)
Ich weiß nicht, woher ich diese Zuversicht nehme: aber irgendwie wird immer alles weitergehen… Vor etwa zehn Jahren habe ich mein Leben komplett umgekrempelt und nochmal ganz von vorne angefangen. Dabei hab ich die Erfahrung gemacht: Keine Angst, EINFACH MACHEN! Es wird funktionieren.
Das kann ich also wieder tun. Einfach von vorne anfangen. Wie auch immer, wo auch immer… und mir wird sehr klar (darüber hab ich allerdings in den letzten Jahren sowieso schon sehr viel nachgedacht): Was zählt, ist, was Dich als Person ausmacht. Viel davon sind bei mir natürlich meine kalligrafischen Skills… die nimmt mir keiner weg, die kann ich immer mitnehmen, egal wohin und egal, unter welchen finanziellen Bedingungen. Selbst wenn ich als Aushilfe in einer Bar arbeiten muss (wovon man ja zurzeit gerade nur träumen kann ,-))). Ich werde mich immer über die Schrift ausdrücken können… und das wird mich immer glücklich machen.
Also, Leute… MACHT was. Wusstet Ihr, dass ich von der Berufsausbildung her Ergotherapeutin bin? Diese Berufsauswahl kam nicht von ungefähr, sondern aus meiner tiefsten Überzeugung und Erfahrung heraus: TUN tut dem Menschen einfach gut. Und zwar analoges Tun – also:
Macht was mit Euren Händen!
Das tut gut. Das bringt Euch runter, das beruhigt die aufgewühlten Nerven…
Und klar, dass ich da jetzt mit solchen Schreib-Ideen komme – sorry, ich kann nicht anders ,-)))
Schreibt einen Brief. Lange nicht mehr gemacht? Ganz einfach: Lieblingsstift rausholen, einen Bogen Papier… und dann einfach die Gedanken aufs Papier fließen lassen… Ihr werdet sehen, da kommt was anderes raus, als wenn Ihr mit dem Computer schreibt. Auch wenn ich meinen Computer und alle meine technischen Gadgets sehr liebe:
ANALOG ist anders!!! Es holt andere Inhalte aus Dir raus, wenn Du mit einem Stift schreibst, als mit einer Tastatur. Einfach mal ausprobieren.
Oder: hast Du ein Tagebuch? Lange vernachlässigt? Erzähl dem doch einfach mal, wie es Dir geht… wie Dein Tag jetzt aussieht, was anders ist als vorher… Deine Sorgen, Ängste, Nöte… Denk nur, wenn Deine Urenkel dieses Tagebuch in 100 Jahren ausgraben, wie spannend das für sie sein wird in einer dann komplett veränderten Welt!!!
Oder: Einfach mal die Feder rausholen.
Klar kann man auch einfach kalligrafische Übungen machen. Das halte ich mit für das Beruhigendste überhaupt. Buchstabe für Buchstabe, Konzentration auf die Bewegungen… Formen… alles andere um sich rum vergessen…
Ich selbst hab ein neues Skizzenbuch begonnen, in das ich jeden Tag reinschreib, was einfach so aus mir rausquillt. Daraus stammen auch einige der Abbildungen in diesem Block. Ungefiltert.
Und jetzt? Meine Pläne.
Während ich das alles hier so zu Papier bringe (äh, oder eher auf den Bildschirm…!), wird mir ziemlich klar, dass Ihr dabei vielleicht eine kleine Unterstützung braucht.
Für die Kleinen.
Ich möchte heute noch anfangen, etwas für die Kids auf den Weg zu bringen, die daheimsitzen und sich langweilen. Vorletzte Woche noch war ich in Andechs an der Grundschule (noch nicht mal zwei Wochen her??? Unglaublich…!) und habe eine Projektwoche mit den Klassen 1-4 durchführen dürfen. Dabei hab ich wieder mal (und das war höchste Zeit…) gemerkt, wieviel Spaß die Kids an der Schrift haben, wenn sie einfach mal experimentieren dürfen… wie ruhig und konzentriert sie arbeiten können…
Schreibt mir, wenn Ihr daran Interesse habt! Aber nicht böse sein, wenn ich nicht allen antworten kann… für mich ist einfach wichtig, das generelle Interesse abzuschätzen. Gerne dürft Ihr diesen Blogartikel natürlich auch weiterleiten.
Für die Großen.
Aber vielleicht braucht Ihr Erwachsenen auch was? Bereits in Planung ist bei mir ein Online-Kurs zu einer Anfängerschrift. Einfach so, Umgang mit Feder & Tinte. Ich muss nur noch die technisch richtige Lösung finden.
Im Kopf herum spukt mir aber auch das Arbeiten mit der Handschrift… und natürlich könnt Ihr mich nach wie vor für Einzelcoachings buchen, auch wenn wir da dann eben auch erst die richtige technische Lösung für uns finden müssen.
SORRY! Ich bin einfach nicht schnell genug. Aber ich verspreche Euch, daran zu arbeiten, denn:
Mir ist das Arbeiten mit Menschen einfach auf den Leib geschrieben. Es fehlt mir jetzt schon, und ich möchte damit weitermachen. Wie auch immer, wann auch immer.
Und jetzt: Stay safe. Stay at home. Versucht, diese andere Art zu leben zu akzeptieren – das ist das Beste, was wir tun können. Ändern können wir’s eh nicht… Ich weiß, für diejenigen von Euch, die in einer kleinen Wohnung zusammen mit den Kindern zuhause hocken, ist es extrem schwierig.
Und für diejenigen, die arbeiten müssen/dürfen, ist es vielleicht noch schwieriger: Homeoffice unter schwierigen Bedingungen, Arbeit im Krankenhaus oder einer Arztpraxis (dazu möcht ich gar nichts schreiben…!!!), an der Supermarktkasse mit viel Kundenkontakt und ständiger Sorge…
Allen diesen Menschen bin ich unendlich dankbar.
Und für die anderen möchte ich ein bisschen Abwechslung in den Alltag bringen! Also, folgt meinem Blog, es wird weitere Ausgaben geben, das ist etwas, was mir schon seeeeehr lange im Kopf herumgeistert. Und heute kam’s einfach aus mir raus…
Übrigens, ein Gutes hat die ganze Sache auch, so verrückt wie es klingt: Ich hab in meinem Leben schon lange nicht mehr so viel GELACHT!!!!!!!!!!!!! Schwarzer Humor in unserer „Mini-WG“ – soooo gut…
Und jetzt: Bleibt gesund. Auch wenn Ihr das vielleicht schon nicht mehr hören könnt.
Bis bald.
Gertrud von www.schreib-weisen.com
Liebe Gertrud,
ja, wir alle sind nun zum Innehalten mehr oder weniger gezwungen. Für Viele eine neue Erfahrung! Doch wir sind nicht zum Nichtstun gezwungen. Wir können überlegen, nachdenken, ausprobieren, sogar das eine oder andere genießen.
Wie gut wir es doch hatten … doch wie leichtsinnig…. Ein leichter Sinn, das wär es wieder!
Danke für deine schönen Gedanken, du kannst alles wunderbar ausdrücken, eine Gabe von Vielen von dir.
Im Übrigen schreibe ich wieder Briefe.
Alles Liebe und viele Herzensgrüße
Angela
Danke dir, meine Liebe… und wie gut, dass wir noch so eine tolle Zeit miteinander hatten mit Birgit!
Liebe Gertrud,
ich bin ja kein besonders internet-kompatibler Mensch. Das ist schon der dritte Versuch mich auf deinen Blog zu melden. Aber ich gebe nicht auf und schon gar nicht nach.
Mich berührt und erfreut gleichzeitig, wie du deine Gedanken und Stimmungen einfangen und festhalten kannst. Das ist etwas, das ich bewundere. Auf jeden Fall hast du einige meiner Vorgänge in meinem Kopf mit beschrieben, und ich habe die deinen angeregt verfolgt.
Zudem bin ich dir sehr dankbar, dass du mir viele Buchstaben und deren Formen gelehrt und nahe gebracht hast. Damit experimentiere ich herum. Nicht, dass es herzeigenswert wäre, mich freut es einfach.
Bleib gesund und verliere die gute Laune nicht. Ich denke an dich.
Liebe Grüße von Manuela
Bewundern kann der Mensch allein, und alles Bewundernswerte ist ein Bote Gottes.
Clemens von Brentano
Deine Mama
Danke, liebe Mama…!
Ich schreibe, skizziere und male jetzt schon länger in mein Tagebuch. Ich glaube, es wird zukünftig wichtig sein, sich an diese Zeit zu erinnern und vielleicht Ideen die einem jetzt gekommen sind, künftig nicht zu verdrängen, weil man wieder in den alten Trott verfällt. Mein Mann und ich sind beide Risikopatienten und seit 2 Tagen bin ich endlich in Homeoffice und wir führen ein Leben wie in der ISS ohne Schwerelosigkeit. Aber ich war nie so kreativ, wie in den letzten Tagen und diese Loslassen von täglichem, unwichtigen Druck führt bei mir zu einer Freiheit des Denkens, wie ich es lange nicht mehr gekannt habe. Da mein Mann auch selbständig ist und mein Gehalt nicht besonders hoch, leben wir immer im Auf und Ab, doch ich denke es wird vielleicht neue Wege geben. Onlinekurse würde ich sofort mitmachen, wenn angeboten.
Liebe Birgit, vielen Dank für Deinen Beitrag! Und ich find’s echt cool, was ich derzeit auf Deinem Account sehe… leider bin ich gar nicht so kreativ, mir fehlt unfassbarerweise schlichtweg die Zeit bzw. die Ruhe… was auch an meinen Mitbewohnern liegt ,-)) — ohne die ich aber nicht sein möchte — Ich glaub, diese Phase kommt bei mir noch, sieht ja so aus, als ob wir noch länger Zeit haben werden… alles Gute, Gertrud
Hallo Gertrud,
ich danke dir für diesen Beitrag. Mein Leben war schon vor der Corona schwer genug, da ich seit 2015 Alleinverdiener in unserer Familie bin. Es kommt, was kommt.
Kalligraphie ist für mich ein heiliger Ort, wo die Probleme verschwinden, für eine Weile…
Das Leben wird immer weitergehen
Mach es gut
Katharina Ostenda
Du bist einzigartig. Wie schön, dass ich Dich kenne.
Ach, danke, lieber Bertram…!
Guter Beitrag, Gertrud ! Ich sitze fast täglich in meiner Schreib-Stube ( Du weißt ja wo ) und übe bis die Federn / Farbstifte/ Pinsel und Pistolen glühen !!!!!! Es ist soooo toll wenn man plötzlich soviel Zeit hat, finde ich auch ! Liebes Grüßchen aus Saas-Fee Tonia ????
Liebe Tonia, ja, genau, ich weiß ja wo… Ja, tu das – positives Tun vertreibt zu viel negatives Denken… und ändern können wir eh nix ,-))) Lieben Gruß ins wunderschöne Saas-Fee, Gertrud