Über eine Entscheidung, die mir abgenommen wurde.
Anfang des Jahres 2020 hatte ich eine tiefgreifende Entscheidung getroffen: Ich wollte mich in Zukunft (noch) mehr auf Workshops spezialisieren und weniger Auftragsarbeiten annehmen, um meine Zeit besser planen zu können – und das fühlte sich sooooo gut an! Einfach deshalb, weil ich das Unterrichten so liebe. Und meine Teilnehmer auch :)))
Das Ganze ließ sich erstmal super an: Ich hätte meine Lehrerfortbildungen intensivieren dürfen („Schriftspiele für Kids“), mehrere Tagesworkshops in ganz Bayern standen an – endlich mal nicht immer am Wochenende arbeiten! Daneben hatte ich spannende Themen für die Teilnehmer in meinem Atelier geplant: Hintergrundgestaltung, meinen Lesezeichen-Kurs, Schrift & Musik…
Und dann das: CORONA-Lockdown. Nichts geht mehr. Innerhalb kürzester Zeit wird eine Veranstaltung nach der anderen gecancelt – auch die Ausstellungen… und es wird sehr still um mich. Beängstigend still.
Das ist ja sowieso eines meiner Themen (Ihr findet dazu ein Projekt auf meiner Website und auf meinem Blog) – aber dass es einmal für die gesamte Gesellschaft so aktuell werden würde – und so dramatisch…?
Innehalten.

UM-DENKEN. Will ich weiter als selbstständige Kalligrafin existieren, muss ich einen Weg aus bzw. mit der Krise finden. Schon sehr lange spukte mir die Idee im Kopf herum, zusätzlich auch Online-Workshops anbieten – ich fand aber nie die Zeit dazu, sie vorzubereiten: welche Technik brauche/nutze ich, welche Themen bieten sich an, welche Plattform nutze ich, biete ich Live-Workshops an oder Aufzeichnungen… und wie vermarkte ich das Ganze?
Für manche Dinge ist die Zeit einfach reif. Und genau das war sie jetzt. Und zwar über-reif… es gab Kollegen, die stampften innerhalb kürzester Zeit schon Angebote aus dem Boden. Mein Mut sank ins Bodenlose, während meine Bewunderung für die Kollegen ins Unermessliche stieg… Probeweise nahm ich selbst an einigen Angeboten teil (hier möchte ich besonders Calligraphy Italia nennen und damit Ali Riccardo, einen italienischen Designer, der in der Zeit des ersten Lockdowns Designer und Kalligrafen online als Community in seinen Workshops zusammenholte und daraus letztlich eine internationale Plattform für Kalligrafiekurse mit professionellen Dozenten erschaffen hat). Hüpft doch mal bei ihm auf seiner Seite vorbei: sie heißt „Calligraphy Italia“!
Das hat mir dann doch wieder so viel Mut gemacht, dass ich beschloss:
Einfach ins kalte Wasser springen.
Mut zur Lücke ,-)))

Mai 2020: Einer meiner beliebtesten Workshops war gerade ausgefallen und ein paar Teilnehmer drängten mich, das Thema doch online anzubieten. Meine Nervosität vor dem ersten Termin war riesig (wird die Technik mich im Stich lassen? Schaffen die Teilnehmer es überhaupt, sich einzuloggen? Wie kann ich ihnen dabei helfen? Steht das gesamte Material parat – denn ich habe ja keine Pausen, in denen ich noch etwas herrichten kann – wie in einem „normalen“ Kurs? BESTIMMT hab ich irgendetwas Dramatisches vergessen…?)
Trotzdem: Einfach mal machen!!!
(überhaupt ein gutes Motto fürs ganze Leben…!)

Und hier kommt Ihr ins Spiel, meine lieben Teilnehmer!!! Ich möchte Euch ganz herzlich danken. Zunächst mal dafür, dass Ihr mich ins kalte Wasser hineingeschubst habt. Ohne Euch hätte ich (mit meinem Hang zum Perfektionismus) wahrscheinlich noch mindestens ein halbes Jahr weiterüberlegt. Und dann für Eure Geduld mit meinen ersten Schritten – und schließlich für die begeisterten Rückmeldungen!!! Aus den Kursen ist sogar eine Whats-App-Gruppe entstanden, in der ich über Angebote sehr kurzfristig informieren kann.
Ich kann nur sagen: Es hat wunderbar funktioniert!!!
Der letzte meiner vier (!!!) Kurse, die ich zum Thema „Lesezeichen kalligrafisch gestalten“ im Frühsommer angeboten habe, lief dann schon wie am Schnürchen. Und das Schönste dabei ist: Es fühlt sich gar nicht so schlecht an. Ich habe herausgefunden, dass sich mit einer begrenzten Anzahl an Teilnehmern (fast) so etwas wie eine Live-Kursatmosphäre herbeizaubern lässt. Jede/r konnte zu Wort kommen, und jede/r konnte seine Arbeiten als Foto über einen Messengerdienst live bereitstellen – sodass wir sogar in der Lage waren, die einzelnen Arbeiten intensiv zu besprechen.

Weihnachtskarten, Weihnachtsgeschenke, Windlichter…
Zusammengefasst kann ich sagen: Live-Kurse werden nie 1:1 zu ersetzen sein durch Online-Angebote. Aber es gibt tatsächlich auch…
…Vorteile von Online-Workshops:
- der Teilnehmer sieht sehr viel genauer, was der Kursleiter zeigt
- wenn im Anschluss an den Kurs eine Aufzeichnung verschickt wird, gibt es für den TN die Möglichkeit, sich einzelne Schritte immer wieder anzusehen
- ich als Workshop-Leiter kann ganz einfach weit entfernt lebende Kursteilnehmer erreichen – und damit viel mehr Menschen!
- zeitlich eingeschränkte oder örtliche gebundene TN können online auf ein riesiges Angebot an Lehrern zugreifen und „mal schnell eben am Feierabend“ an einem Kurs teilnehmen
- zurückhaltendere Teilnehmer können fast „anonym“ teilnehmen
Es wird also weitergehen mit den Online-Kursen (*hier* findet Ihr die Angebote auf meiner Website) – und hoffentlich finden endlich auch die wenigen Live-Kurse statt, die geplant sind…
Solange könnt Ihr Euch ganz einfach auch mit einem sehr schönen Video-Kurs trösten, der Anfang des Jahres 2021 entstanden ist – ein neues Format, komplett zeitunabhängig:
mein Video-Kurs „Trudies“:

Zu „Trudies“ und dem Thema „Videokurse“ findet Ihr demnächst hier einen eigenen Artikel, in dem ich ein bisschen erzähle, wie man so einen Videokurs überhaupt erstellt. Wenn Ihr jetzt schon mehr wissen wollt, dann klickt mal *hier* – da geht es zur Kursbeschreibung und zur Anmeldung!
Also folgt meinem Blog und seid gespannt auf die nächste Folge!
Das war’s für heute,
herzlich grüßt Euch
Gertrud („Trudy“)